Multi-Table No-Limit Turniere
Die Popularität von No-Limit Hold'em Turnieren nimmt immer mehr zu. Mit verantwortlich dafür sind die WSOP (World Series of Poker) und die World Poker Tour, welche auch im Fernsehen übertragen werden und bei denen viele Leute darauf hoffen, der nächste Champion zu werden und das große Geld zu kassieren. In der Tat werden die meisten Texas Hold'em No-Limit Spiele in Turnierform gespielt.
No-Limit Hold'em Turniere haben eine sehr hohe Varianz , höher als No-Limit Ring Games Der Grund dafür ist, dass am Ende des Turniers, wenn nur noch zwei am Tisch sind, alles Geld preflop gesetzt wird und somit das ganze eher an einem Münzwurf gleicht als Poker. Zum Beispiel sieht man am Endtisch eines No-Limit Hold'em Turniers sehr, sehr häufig AK gegen ein Pärchen antreten.
Ich will damit nicht sagen, dass man nicht No-Limit Hold'em Turniere spielen soll, aber man soll bitte auch nicht denken, dass es hier bei nur um Können und nicht um Glück geht. Ein Zitat aus dem Film Rounders: "Die gleichen fünf Leute schaffen es jedes Jahr zur World Series of Poker". Es beschreibt genau das Gegenteil der Wahrheit. Man muss verdammt viel Glück haben, um ein No-Limit Turnier zu gewinnen, denn man muss solche Münzwurf-Situationen öfters all die anderen gewinnen.
Genug über No-Limit Hold'em Turnier gepredigt. In Bezug auf die Strategie sind No-Limit Turniere und No-Limit Ring Games sehr unterschiedlich. Man kann einfach weniger bluffen, denn die Stacks der Leute tendieren dazu, im Verhältnis zu der Größe des Potts, kleiner zu sein. Da auch die Chips, die man durch einen Bluff gewinnen kann, weniger wert sind als die Chips die man möglicherweise verliert, sind Bluffs allgemein weniger "wertvoll".
Viele von Euch sind vielleicht jetzt verwirrt, weshalb wir an dieser Stelle ein Beispiel bringen: Wenn man 1.000 Chips zum Bluffen einsetzt, um einen Pott mit 1.000 Chips zu gewinnen und man ungefähr eine 50% bis 60% Chance hat den Pott zu gewinnen, dann würden wahrscheinlich viele das Risiko eingehen. Aber die 1.000 Chips die man gewinnen kann sind weniger Wert als die 1.000 Chips die man verlieren kann. Wenn man insgesamt 2.000 Chips hat, dann ist der negative Effekt nur noch 1.000 Chips zu haben größer, als der positive Effekt wenn man gewinnt und 3.000 hat. Die 1.000 Chips sind kein echtes Geld. Der einzige monetäre Wert den das Turnier hat ist der, wenn man alle Chips gewinnt oder alle verliert (und alle zu verlieren ist wichtiger, denn man bekommt wenigstens einen Preis, wenn man erst spät all seine Chips verliert). Wenn der Bluff nicht funktioniert, dann hat man nur noch die Hälfte der Chips, aber wenn man den Bluff gewinnt, verdoppelt man nicht seine Chips - das ist der Unterschied!
Das soll jetzt aber auch nicht bedeuten, dass man einfach die ganze Zeit rausgehen soll bis man am Endtisch ist. Bis dahin würden die Blinds einem die Chips auffressen. Man muss also auch ein paar Potts gewinnen um zu überleben.. Gegen Ende kann man darüber nachdenken, Potts zu gewinnen, mit denen man das ganze Turnier gewinnt. Aber meistens muss auf ganz einfache Weise Potts gewinnen, damit man nicht verliert!
Am Anfang des Turniers sollte man vermeiden große Risiken einzugehen. Meistens sind die Chips die man gewinnen kann das Risiko nicht wert. Wenn du den Flop relativ günstig sehen kannst und du hast Suited Connectors, dann geh mit. Wenn jemand preflop All-in geht und du
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hast, dann geh mit. Was ich aber nicht empfehlen kann, ist ein All-in zu bluffen. Am Anfang möchte man ab und zu einen großen Pott gewinnen, wenn man die beste Hand hat. Man muss sich schwache Spieler aussuchen, die einen dann bezahlen.
In der Mitte des Turniers musst man dann den Gang wechseln. Dadurch, dass die Blinds teurer werden, kann das Stehlen der Blinds dabei helfen zu überleben. Hier ist das "Gap"-Konzept wichtig. Ein schwächeres Blatt als gewöhnlich reicht aus, um zu raisen und die Blinds zu stehlen. Man braucht aber auch ein stärkeres Blatt als gewöhnlich, um eine Erhöhung mitzugehen. Bei den mittleren Runden wird das "Survival Mode"-Konzept gebraucht.
Nochmals, in den meisten Fällen versucht man in der Mitte des Turniers einfach nur zu überleben und seine Stapel Chip für Chip zu aufzubauen. Außerdem sollte man Konfrontationen, vor allem mit dem Chipleader, aus dem Wege gehen, es sei denn man hat das beste Blatt!
Wenn man aber in der Mitte des Turniers einen großen (oder nur mittleren) Chipstapel hat, dann sollte man den Survival Mode als Vorteil für sich nutzen. Mann muss die Kontrolle übernehmen, in dem man ständig erhöht und andere zum All-in oder zum rausgehen zwingt. Und wenn die anderen All-in gehen, dann spielen sie um alles, man selbst aber nicht, weil man verlieren und trotzdem noch weiter spielen kann! Aber man sollte das nicht so oft machen, dass es auffällt. Man klaut ein paar Potts, aber man macht das nicht so offensichtlich, dass die anderen beginnen schnell mit topp und zweitbestem Pärchen zu callen. Man sollte das auch nicht gegen sehr schlechte Spieler machen, da sie mit fast allem callen würden.
Gegen Ende werden die Münzwurf-Entscheidungen wichtiger. Die Blinds werden so hoch, dass es Sinn macht preflop All-in zu gehen, besonders wenn man wenige Chips hat. Denn ansonsten fressen einen die Blinds auf. Das heißt, wenn man All-in geht, dann sollte man ein Ass plus guten Kicker haben oder ein Pärchen haben. Besonders wenn man Ass plus guten Kicker hat, hat man einen Vorteil gegenüber allen nicht gepaarten Startblättern. Wenn man ein Pärchen auf der Hand hat, hat man einen kleinen Vorteil gegenüber allen Nicht-Pärchen und einen großen Vorteil bzw. Nachteil gegenüber allen anderen Pärchen (das hängt davon ab, wer das höhere Pärchen hat).
Wenn man nur noch sehr wenige Chips hast und man bekommt ein durchschnittlich gutes Startblatt, dann sollte man all-in gehen. Mit einem kleinen Chipstapel kann man es sich nicht leisten, wenn einen die Blinds fressen. Wenn der Flop kommt, dann ist die Chance groß, dass er nicht "perfekt" ist. Indem man preflop all-in geht, hat man die zusätzliche Chance die Blinds zu klauen und nicht aus dem Pott geblufft werden zu können.