Kurzfristig vs. Langfristig
Wann immer jemand gegen mich gewinnt, obwohl seine Chancen zu gewinnen sehr gering waren, möchte ich am liebsten meinen Kopf gegen die Wand hauen. Stattdessen erinnere ich mich dann lieber an die Male, als ich gegen solche Spieler gewonnen habe und das passiert sehr viel öfters. Wieso? Langfristig gesehen gewinnt der Spieler, der die besseren Chancen hat. Spieler, die Blätter mit schlechten Chancen (Odds) spielen, gewinnen kurzfristig eins, zwei Potts, aber langfristig werden sie Geld verlieren.
Was bedeutet langfristig beim Pokern? Es gibt dafür keine genaue Definition und es ist abhängig vom Spiel. Bei Limit ist langfristig kürzer als bei No-Limit. Ein guter Limit Spieler wird nach 250 Stunden auf alle Fälle im Plus sein und ein schlechter Spieler im Minus! Jede einzelne Stunde dazwischen kann absolut anders sein. Kurzfristig werden Gewinner zu Verlierern und Verlierer zu Gewinnern.
Wie lange langfristig für den einzelnen Spieler bedeutet hängt auch von seinem persönlichen Poker-Fähigkeiten und dem Vorteil, den er dadurch gegenüber schlechteren Spielern hat. Umso größer der Vorteil desto kürzer ist langfristig für ihn. Dagegen kann ein sehr geringer Vorteil Ewigkeiten brauchen bis er sich im Spiel deutlich macht.
Wenn man 100 Blätter spielt kann bei Limit Poker viel passieren. Glück spielt dann eine größere Rolle im Vergleich zum Können. Ein sehr wichtiger anderer Faktor bei Limit Poker ist das es nur wenig "große" Blätter gibt. Während die Potts manchmal ziemlich groß sind, wirt man fast nie sein ganzes Geld mit einem Blatt verlieren. Der Pott ist meisten dann sehr groß, wenn es ein multi-way Pott ist, d.h. es sind viele Spieler mitgegangen und man selbst hat nur einen kleinen Teil zum Pott beigetragen! Dadurch, dass man kurzfristig sein ganzes Geld nicht verlieren kann, sind die kurzfristigen Schwankungen bei Limit Poker langfristig nicht so schlimm!
Im Gegensatz zu Limit Poker ist die kurzfristige Phase kürzer und die langfristige Phase länger. Wodurch kommt das? Es hängt mit dem Big Bet Konzept zusammen. Bei Limit Poker ist es mit einem gewöhnlichen Buy-in fast unmöglich sein ganzes Geld mit einem Blatt verlieren oder zu verdoppeln. Dagegen ist es bei No-Limit ganz normal. Wenn es zu diesen großen Blättern kommt, dann hat der bessere No-Limit Spieler einen messbaren Vorteil. Dadurch, dass der Erfolg bei No-Limit von solchen seltenen Blättern abhängt, hat der stärkere No-Limit Spieler meist einen Vorteil, weil er sie einfach öfters gewinnt! Er verliert vielleicht ein paar von den kleineren Blättern, aber die größeren wird er öfters gewinnen!
Dadurch, dass der Erfolg bei No-Limit von so ein paar großen Blättern abhängt, ist die langfristige Phase auch länger, da ja die größeren Blätter seltener kommen! Beispiel: Man hat zurzeit etwas Pech bei No-Limit, geht drei Mal mit seiner 70 % Chance zu gewinnen All-in und verliert trotzdem, dann brauch man verdammt lange, um das verlorene Geld wieder einzuspielen. Wenn man sehr viel Pech hat kann es Wochen dauern bis man sich wieder erholt hat.
Da bei No-Limit kurzfristig mehr Geschick verlangt wird, tendieren viele Spieler dazu "es mal einfach zu probieren"! Bei No-Limit ist das aber keine gute Idee. Denn wenn man in Limits spielt, in denen man sich nicht wohl fühlt, dann wirt man schlecht spielen. Man kann nicht gut No-Limit spielen, wenn man Angst hast. Man muss immer, und das gilt auch für alle Fixed-Limit Spieler, in einem Limit spielen, in dem man sich wohlfühlt und keine Angst hat.
Können und Fähigkeiten kann man nur relativ vergleichen. Umso größer der Unterschied in den Fähigkeiten der Spieler ist, desto kürzer ist die langfristige Phase beim besseren Spieler! Und wenn man an einem Tag gewinnt oder verliert, dann sagt das nichts über seine Fähigkeiten aus. Erst langfristig wirt man feststellen ob man ein Gewinner oder Verlierer ist!