Erwartungswert
Wenn man Pokerbücher oder unsere Strategieartikel liest, dann werdet ihr immer wieder die Behauptung finden, dass schlechte Poker Spieler kurzfristig vielleicht Geld gewinnen, aber langfristig mehr Geld verlieren werden. Das Umgekehrte gilt für professionelle und gute Poker Spieler, die langfristig gesehen mit Poker Geld verdienen.
Warum ist das so und wieso kann man immer davon ausgehen? Das Konzept das dahinter steht nennt sich Erwartungswert. Der Erwartungswert ist der erwartete Gewinn bei einer Wette zum Beispiel. Beispiel: Wenn du mit einem Freund Münze schmeißt ist die Chance 50 % das du gewinnst. Wenn ihr um $10 spielt, dann ist der Erwartungswert gleich Null (0,5 * $10 - 0,5 * $10 = $5 - $5 = 0). Erweitern wir das Beispiel. Stell dir vor dein Freund gibt dir $100 wenn du gewinnst, aber du musst ihm nur $10 geben wenn du verlierst. Wie ist der Erwartungswert jetzt? Die Chance zu gewinnen ist immer noch 50 %, doch dein Einsatz hat sich verändert. Die Rechnung ist wie folgt: 0,5 * $100 – 0,5 * $10 = $5 0- $5 = $45 = Erwartungswert. Natürlich werdet ihr nicht wirklich $45 gewinnen, sondern entweder $10 verlieren oder $100 gewinnen. Wenn man aber das Spiel 1.000.000 Mal wiederholt, dann wird sich euer Gewinn ziemlich genau an $45.000.000 annähern.
Wie wirkt sich das beim Pokern aus? Das Erwartungswert Konzept ist bei der Berechnung der Pott Odds (Implied Odds, Reverse Odds, etc.) integriert. Der Grundgedanke der Podd Otts ist, dass man nur mitgehen sollte wenn der Erwartungswert positiv, das heißt, dass es sich für dich lohnen muss!
Ein weiteres Beispiel wie und wann man den Erwartungswert nutzt. Du hast Ac Tc auf der Hand, bist in der Small Blind Position, 8 Leute haben sich den Flop angeschaut, welcher 7c 8c 2h bringt. Du checkst, der Spieler in der Big Blind Position erhöht und drei Leute gehen mit. Solltest du auch nur mitgehen?
Nein, du solltest erhöhen! Warum? Weil du eine 35 % Chance hast einen Flush mit der Turn oder River Karte zu bekommen. Wenn du dein Flush bekommst wirst du mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen. Wenn du erhöhst und die vier anderen Spieler mitgehen dann zahlst du nur weitere 20 % in den Pott ein. Wenn es sich bei dem Spiel um ein $1/$2 Limit Spiel handelt dann ist dein Erwartungswert gleich $0.75 (= 0,35 * $4 – 0,65 * $1).
Bitte beachte, dass das eben genannte Beispiel nicht perfekt ist, denn die Berechnung des Erwatungswert integriert nur die Wahrscheinlichkeit mit einem Flush zu gewinnen und keine anderen Möglichkeiten! Es gibt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein höheres Blatt, zum Beispiel Full House, welche auch nicht berücksichtigt wurde und den Erwartungswert wieder geschmälert hätte. Wie ihr seht gibt es viele Möglichkeiten wie der Erwartungswert noch beeinflusst werden kann und die man nicht alle berücksichtigen kann.
Bluffen und Bluffs aufdecken ist eng verbunden mit dem Erwartungswert. Wenn du bluffst, dann solltest du eine ungefähre Vorstellung davon haben wie gut deine Chancen sind das der Bluff erfolgreich wird. Die Chance sollte mit einer positiven Erwartung übereinstimmen. Wenn im Pott zum Beispiel $100 sind und du mit $50 bluffst, dann sollte deine Chance mindestens 33 $ zu gewinnen. Denn du musst einen von drei Bluffs gewinnen um zu mindesten keinen Verlust, aber auch keinen Gewinn zu machen.
Der Erwartungswert hilft auch dabei zwischen großen und kleinen Fehlern zu unterscheiden. Große Fehler begeht man dann wenn man einen Einsatz bringt obwohl der Erwartungswert ein hoher negativer Betrag ist. Ein kleiner Fehler ist wenn du nur einen geringen negativen Erwartungswert hast. Lies dir zu dem Thema auch den Artikel im Experten Bereich über wann man rausgehen sollte durch. Dort wird auch noch mal auf kleine und große Fehler eingegangen.
Wenn du viel Poker spielst solltest du irgendwann der Erwartungswert einer Stunde Poker spielen kennen. Um das zu können solltest du deine Poker Sessions, Gewinne und Verluste, die Stundenzahl, die Art des Spiels und der Ort an dem du Spielst dokumentieren. Nach einer weile wirst du in der Lage sein deine Gewinn- bzw. Verlustrate pro Stunde zu erkennen. Eine Seite die das dokumentieren deiner Poker Sessions kostenlos erleichtert ist Pokercharts.com. In der Realität muss man ca. 200 Stunden an einem Tisch und Limit spielen um ungefähr den „Stundenlohn“ zu ermitteln.
Der Erwartungswert ist ein weiterer Grund wieso man nicht in einem Limit spielen soll das man sich nicht leisten kann. Man wird ängstlich spielen und viele Chancen nicht eingehen obwohl die Erwartungen gut waren. Somit wird man, wenn man nicht verdammt viel Glück hat, verlieren!