Hold'em Edge
In den Artikeln Game Selection und Your Best Game, ging es um die Faktoren, die dir dabei helfen das richtige Spiel für dich zu selektieren. Dieser Artikel soll dir dabei helfen das Spiel zu finden bei dem du einen allgemein einen Vorteil gegenüber deinen Gegnern hast. Im Englischen spricht dabei von „Edge“ bzw. „to have an edge“. Es kommt nicht nur darauf an wie gut du ein Spiel beherrscht, sondern auch wie schlecht deine Gegner sind. Bei schlechteren Spielern hast du fast automatisch einen Vorteil.
Limit Hold’em an sich kann einem nur einen geringen Vorteil geben. Grund dafür ist, dass das bieten limitiert ist und so „Fische“ (Anfänger) davor geschützt werden zum Beispiel mit einem niedrigen Pärchen gegen ein Top-Drilling All-in zu gehen. Mathematisch: Bei Limit ist der Einsatz/ das Gebot nur ein Bruchteil des Potts. Die meisten Spieler werden mit einem soliden Draw (Chance auf eine Karte die das Blatt verbessert) mitgehen. Beispiel: Nehmen wir an wir spielen $1-$2 Hold’em Limit ohne Rake. Wir halten AK und unser Gegenüber hält K4. Drei weitere Spieler schauen sich außerdem den Flop an. Der Flop kommt und bringt K69. Du setzt und er geht bis zur River Karte immer mit. Wie viel hat der Gegner erwartet zu verlieren? Wenn man den preflop Verlust ausschließt, dann hat er nicht so viel verloren. Nach dem Flop waren 5$ im Pott. Nach der Turn Karte waren es 7$ und nach der River Karte 9$. Schauen wir uns an was der Gegner verloren hat in Bezug auf Erwartungswert. Den Erwartungswert berechnet man, indem man vom erwarteten Gewinn (Chance zu gewinnen * Pott) den eigen Einsatz abzieht.
Flop: $-0.55
Turn: $-1.41
River: $-2.00
Total: $-3.96
Während er postflop $5 verloren hat, hat er danach nur einen erwarteten Verlust von $3.69. Also, bei jedem Dollar den er gesetzt hat, hat er 79.2 Cents verloren. Wir dürfen nicht vergessen, dass dies eine der schlimmsten Situationen in Limit Hold’em ist. Nur selten wird jemand in einem kleinen Pott so dominiert. Wenn ein Spieler einkorrekter Weise mitgeht bei Hold’em Limit, dann ist seine Wahrscheinlichkeit zu verlieren nicht so groß wie in unserem Beispiel.
Wenn dieses Spiel nicht Limit, sondern No-Limit gewesen wäre, dann hätte der Gegner viel mehr Geld verloren. Unser Vorteil gegenüber ihm wäre viel größer gewesen, was sich auch in dem erwarteten Gewinn bzw. Erwartungswert wiedergespiegelt hätte. Der Grund dafür ist, dass die Gebote nach dem Flop einen größeren Teil des Potts ausgemacht hätten. Hätte nach dem Flop ein Gebot in Pottgröße gemacht, dann wäre sein erwarteter Verlust wie folgt:
Flop (bet of $ 5): $-4.04
Turn (bet of $15): $-12.06
River (bet of $45): $-45
Total: $-61.10
Diesmal ist er Gebote im Gesamtwert von $65 mitgegangen und sein erwateter Verlust sind $61.10. Nicht nur hat er diesmal mehr Geld verloren, auch sein Erwartungswert ist negativ angestiegen. Bei jedem Dollar den er gesetzt hat, hat er diesmal 94 Cent statt 79.2 Cents erwartet zu verlieren. Man hat also bei No-Limit einen viel größeren Vorteil im Vergleich zu Limit Hold’em, alleine weil die Gebote höher sind und einen größeren Teil des Potts ausmachen. Bitte beachtet, dass dieses Beispiel keine Implied Odds berücksichtigt und somit kein perfektes Beispiel ist. Das Beispiel sollte auch nur deutlich machen, wie man in bestimmten Situationen einen größeren Vorteil bei No-Limit als Limit hat.
Bedeutet das, dass No-Limit Ring Games besser sind als Fixed-Limit Ring Games? Nicht unbedingt! Der Vorteil mancher Spieler bei No-Limit kann so groß sein, dass die meisten Spieler davon fern beleiben, es sei denn sie sind selber sehr gut. Dazu kommt, das auch schlechte Spieler in einer Situation wie eben beschrieben nur selten mitgehen werden. Spieler werden kaum ihr Geld einsetzen wenn sie bei jedem Dollar den sie setzen erwaten können 96 zu verlieren. Wenn man bei No-Limit erwischt wird bei einem großen Pott so im Nachteil zu sein, dann endet das meist im Desaster. Solch ein Spieler würde bei No-Limit nicht lange überleben, wohingegen er bei Limit nur langsam, aber sicher sein Geld verlieren würde. Deswegen bleiben schlechter Spieler bei Limit, da der Verlust nicht schlagartig, sondern langsam vonstatten geht.
Allgemein kann man sagen, dass nur ein paar große Fische in der Lage sind sich bei No-Limit einen großen Vorteil zu verschaffen. Nur selten ist man in einer Situation, in der man mit einem großen Vorteil einen großen Pott abräumt. Es ist möglich bei No-Limit große Fehler mit desaströsen Folgen zu machen, wohingegen das nur schwer bei Limit geht. Bei Limit machen Spieler eher kleine Fehler, die man nicht so ausnutzen kann wie bei No-Limit.
Wenn du also über deinen Vorteil in einem Limit oder No-Limit Spiel denkst, denk daran, dass du den Vorteil bei No-Limit viel stärker ausnutzen kannst, was dir aber zum Verhängnis werden kann, wenn DU im Nachteil bist. Der Vorteil eines Spielers bei Limit bleibt während eines Spieles meist gleich, während er bei No-Limit stark von der Spielweise der Gegner abhängig ist. In unserem Beispiel K4 vs. AK wird man bei Limit sehr wahrscheinlich etwas Geld gewinnen, wohingegen man No-Limit wahrscheinlich kein Geld von seinen Gegnern bekommt. Wenn du in der Lage bist in No-Limit deinen Gegnern große Einsätze aus den Taschen zu ziehen mit Top-Paar und ohne Kicker, dann kannst du sehr wahrscheinlich etwas früher in Rente gehen. Aber manchmal wollen deine Gegner einfach nichts zahlen und dein erwarteter Gewinn schrumpft.
Allgemein kann man sagen, dass die großen Fehler die deine Gegner machen können entweder größer in No-Limit sind oder erst gar nicht existieren, und genau das macht deinen erwarteten Gewinn bzw. Verlust aus. Aber es gibt einen eher allgemeinen Vorteil bei No-Limit Spielen mit niedrigen Einsätzen. Der Grund dafür ist, dass so viele schlechte Spieler von ihnen angezogen werden, dass ein oder zwei schlechte Spieler mehr das „Ökosystem“ des Spiels nicht signifikant verändern.